Wenn TikTok, YouTube und Algorithmen die Werteerziehung übernehmen
- Alexander Wieczerzak
- 14. Juli
- 2 Min. Lesezeit

Ich bin heute regelmäßig in Kitas, Schulen und Turnhallen – nicht als Vortragender, sondern als jemand, der mit Kindern Werte durch Bewegung und kreative Projekte erfahrbar macht. Mal mit Judo, mal mit Aktionen, bei denen sie basteln, gestalten oder gemeinsam Aufgaben lösen. Es geht nicht um Erklärungen, sondern um konkrete Erfahrungen:
Teamgeist, Rücksicht, Mut oder Durchhaltevermögen zeigen sich, wenn Kinder gemeinsam handeln, sich einbringen und Verantwortung übernehmen.
Denn genau so lernen sie: durch Erleben, nicht durch Belehrung.
Wenn Werte nur gepredigt werden, gehen sie unter
Schauen wir ehrlich hin: In vielen Bildungseinrichtungen herrscht Zeitdruck, Personalmangel und ein Fokus auf Leistung. Werteerziehung? Steht irgendwo im Leitbild, aber nicht im Alltag.
Dabei sind es genau diese Werte, die unsere Gesellschaft zusammenhalten: Mut, Fairness, Disziplin, Zusammenhalt, Empathie.
Das Problem? Wir glauben, man könne Kindern das wie ein Schulfach „vermitteln“. Aber so funktioniert es nicht.
Kinder brauchen keine Definitionen: sie brauchen Orientierung. Und zwar durch Beziehung, Vorbilder und echte Erlebnisse.
MitWert: Bewegung als Türöffner für Werte
Deshalb habe ich MitWert gegründet. Eine Initiative, die genau dort ansetzt, wo klassische Bildung oft an ihre Grenzen kommt: Am emotionalen Zugang.
Wir gehen in Kitas und Schulen, lassen Kinder sich bewegen, austauschen, lachen, herausfordern, gemeinsam scheitern und wachsen.
Denn Bewegung ist mehr als Sport: sie ist in unserer Gesellschaft gerade mehr wert als sonst. Und nur wer sich sicher fühlt, kann lernen, vertrauen, sich entfalten.
Wir stärken nicht nur die Koordinativen Fähigkeiten, sondern Selbstbewusstsein und Kommunikation.
Was Sport leisten kann – wenn man ihn richtig nutzt
Ich war fast 20 Jahre im Leistungssport. Ich weiß, was Druck ist. Was Disziplin bedeutet. Aber auch, was Respekt bedeutet und warum du ohne Vertrauen und Vorbilder nie an die Spitze kommst.
Genau das übersetzen wir in unsere Workshops. Nicht mit Medaillen in der Hand, sondern mit Fragen wie:„Was traust du dir zu?“, „Was hilft dir, dranzubleiben?“, „Wie gehst du mit einem Rückschlag um?“
Werte wie Mut, Respekt, Teamgeist und Verantwortungsgefühl lassen sich durch Sport nicht nur erleben – das ist eine Schule fürs leben. Weil man sie spürt.
Warum ich das Thema so wichtig finde
Die Welt wird lauter. Schneller. Härter. Kinder spüren das. Sie tragen Konflikte, Ängste und Unsicherheiten mit sich – viel mehr, als wir glauben.
Wenn wir ihnen keine Räume geben, sich zu stabilisieren, verlieren wir sie vielleicht. Wenn wir keine Vorbilder zeigen, lernen sie von TikTok, YouTube und Algorithmen.
Wertevermittlung ist heute keine pädagogische Kür: sie ist ein gesellschaftlicher Notfall.
Was es dafür braucht? Uns. Alle.
Ich bin kein Lehrer. Kein Sozialpädagoge. Ich bin ein Mensch, der Verantwortung übernommen hat. Weil ich erlebt habe, was Haltung bewirken kann: bei mir und bei anderen.
MitWert ist kein fertiges Konzept. Es ist ein Anfang. Ein Raum, in dem man nicht bewertet, sondern begleitet. In dem Kinder stark werden und das von innen.
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