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Ein Jahr nach dem Leistungssport: Wo ich heute stehe

Aktualisiert: 25. Juli


Ein Jahr nach dem Leistungssport – ich blicke zurück auf meine Reise, meine Entscheidungen und das, was mich heute antreibt. Alexander Wieczerzak

Zwölf Monate ist es jetzt her, dass ich meine leistungssportliche Karriere beendet habe. Zwölf Monate, in denen ich mich dafür entschieden habe, nicht das nächste Kapitel im Sport aufzuschlagen – sondern neue Wege zu gehen.Ich war über 20 Jahre im Leistungssport unterwegs. Zwei Weltmeistertitel, zwei Mal WM-Bronze, nationale Titel, zwei Olympiazyklen. Mein Leben war durchgetaktet im Rhythmus von Trainingsplänen, Lehrgängen und Wettkämpfen. Alles drehte sich um eine einzige Frage: Wie werde ich besser?


Selbst 2024 habe ich noch einmal die Nationalmannschaft bis zu den Olympischen Spielen in Paris begleitet. Doch dann war für mich klar: Dieses Kapitel ist geschrieben. Keine sechs Stunden Training am Tag mehr. Keine Pressetermine. Keine Sponsorenverpflichtungen. Keine ewige Optimierung.

Stattdessen: Was erfüllt mich wirklich – abseits von Medaillen? Wer bin ich außerhalb des Sports? Welche Seiten an mir haben bisher keinen Platz gehabt?

 

Neue Rollen, neue Verantwortung


In diesem Jahr habe ich begonnen, Rollen einzunehmen, die mir neue Perspektiven geben – manche bewusst gesucht, andere haben mich einfach gefunden. Jede einzelne davon fühlt sich gerade richtig an.

Gemeinsam mit Karl-Richard Frey durfte ich das Bundesligateam des RTV Remscheid als Trainer begleiten. Letztes Jahr wurden wir Deutscher Meister – ein historischer Erfolg für den Verein. Dieses Jahr greifen wir wieder an. Es ist eine neue Art von Verantwortung: Nicht mehr selbst auf der Matte zu stehen, sondern ein Team mit über 30 Athleten zu führen, aufzustellen, zu motivieren und zu begleiten.


Leistung aus einer anderen Perspektive


Parallel bin ich bei meinem Bruder im Familienunternehmen eingestiegen: Metallweiser, ein metallverarbeitender Betrieb mit Fokus auf Industrie und Logistik. Ich habe dort nicht nur Prozesse, Maschinen und Kunden kennengelernt, sondern gemerkt, wie viel aus dem Sport übertragbar ist – vor allem in Sachen Selbstmanagement, Umgang mit Menschen und dem Willen, dranzubleiben. Heute unterstütze ich meinen Bruder im Vertrieb, ich begleite Kunden, plane Projekte und sorge dafür, dass Lösungen entstehen, die echten Mehrwert bieten. Ein Herzensprojekt, das mich besonders erfüllt, ist MitWert – meine Bildungsinitiative für Kitas und Schulen. Dort geht es nicht um Leistung, sondern um Vertrauen, Respekt, Mut. Ich leite gemeinsam mit Charly Workshops, begleite Kinder durch Bewegung und kreative Projekte, vermittle Werte – nicht als Lehrer, sondern als Mensch mit Geschichte. Dass ich mittlerweile auch als offizieller Pate für „Jugend trainiert für Olympia & Paralympics“ aktiv bin, ist eine Ehre. Ich habe erst vor Kurzem realisiert, was es heißt, als Vorbild für die Jugend wahrgenommen zu werden. Das ist ein Privileg.

 

Alte Muster, neue Ziele: HYROX & Studium


Eigentlich wollte ich zum Sport Abstand gewinnen. Keine Wettkämpfe. Kein Trainingsplan. Keine gute Ernährung. Einfach nur Fitness im Alltag. Dann sagte mir HYROX-Gründer Moritz Fürste im Gespräch:

„Top 10? Vergiss es.“

Was das in mir ausgelöst hat, könnt ihr euch vorstellen. Ich trainiere aktuell wieder nahezu wie ein Leistungssportler, habe einen Trainingsplan, laufe Strecken so lang wie noch nie zuvor und bereite mich gezielt auf das HYROX-Event Ende des Jahres in Frankfurt vor. Mein Ziel: Top 10. Nicht weil ich muss. Sondern weil ich die Herausforderung liebe.

Ab diesem Sommer starte ich außerdem meinen berufsbegleitenden Master in BWL & Management. Nicht, weil es von mir erwartet wird, sondern weil ich verstehen will, wie man Strukturen entwickelt, Unternehmen steuert und sinnvolle Prozesse aufbaut. Ich will gestalten, dazulernen und nicht nur aus dem Bauchgefühl handeln.

Parallel stehe ich auf Bühnen, teile meine Erfahrungen als Speaker: Das Gefühl, Weltmeister zu sein. Die Höhen und Tiefen. Teamführung, Rückschläge, Entscheidungsmomente und Werte. Es geht immer um die Frage: Wie komme ich raus aus der Komfortzone – und was mache ich daraus?

 

Was vom Sport bleibt


Diese zwölf Monate haben mir gezeigt: Leistung verschwindet nicht. Sie verändert nur ihre Form.

Heute geht es für mich nicht mehr um Goldmedaillen. Es geht darum, Menschen zu erreichen, Selbstverwirklichung, Wissen und meine Werte zu teilen. Projekte zu gestalten, die wirklich etwas bewegen – sei es im Sport, in der Bildung oder im Unternehmertum.

Ich weiß nicht, was in den nächsten zwölf Monaten kommt. Aber ich weiß: Ich kann mich jeden Tag neu begeistern. Das hier ist mein neues Kapitel. Und ich kann sagen: Genau das erfüllt mich.


Foto: Anna Groß @annachristinagross

 
 
 

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